Lipödem / Lipolymphödem – Basiswissen

Erst in den letzten Jahren wurde das Lip- und Lipolymphödem als Krankheitsbild erkannt und definiert.

Es handelt sich um eine chronisch progredient verlaufende Erkrankung, die gekennzeichnet ist durch:

  • Symmetrische, unproportionale beidseitige Vermehrung des Unterhautfettgewebes, vor allem an den Beinen, in ca. 30% auch an den Armen
  • Erhöhte Neigung zu blauen Flecken und Druckschmerzhaftigkeit
  • Schwere- und Spannungsgefühl der betroffenen Extremitäten
  • Schwellung bei Wärme oder längerem Stehen
  • Kein Einfluss von Diäten auf die Umfangsvermehrung.

Die Krankheit tritt fast ausschließlich bei Frauen nach Beendigung der Pubertät auf, eine familiäre Veranlagung ist möglich. Ein Auslöser ist nicht bekannt.

Charakteristisch ist eine starke Diskrepanz zwischen einem schlanken Oberkörper und deutlich umfangsvermehrten Beinen und/oder Armen.

Im Verlauf der Erkrankung kommt es zunehmend zur Störung des Lymphtransportes:
Eine erhöhte Durchlässigkeit der kleinsten Blutkapillaren bewirkt einen vermehrten Lymphaustritt, was anfangs zu vorübergehenden Ödemen nach längerem Stehen führt.

Da der Abtransport durch die Fettgewebsvermehrung zunehmend blockiert wird, entwickeln sich durch den Lymphstau dauerhafte Schwellungen und damit ein Lipo-Lymphödem

Das Lipödem / Lipolymphödem wird je nach Ausprägung des Befundes in verschiedene Stadien und Typen eingeteilt.

Unbehandelt kann die Erkrankung zu Arthrosen, sekundärem Lymphödem, eingeschränkter Beweglichkeit und psychosozialer Stigmatisierung führen.

Lange galt eine Entstauungstherapie mit Lymphdrainagen und in Kombination mit straffen Kompressionsverbänden bzw. Kompressionsstrümpfen als einzige Therapieoption beim Lipödem. Aufgrund des meist jungen Erkrankungsalters der Patientinnen und der Notwendigkeit einer lebenslangen Durchführung stellt diese Behandlung eine enorme Belastung für die Betroffenen dar. 

Wegen der erhöhten Schmerzempfindlichkeit wird die Kompression oft schlecht toleriert.

Liposuktion bei Lipolymphödem

Die Liposuktionstherapie (Absaugung des vermehrten Fettgewebes) hat sich als sichere und effektive Behandlungsform des Lipödems/Lipolymphödems in den letzten 15 Jahren etabliert. Dies wird durch groß angelegte Studien bekräftigt.

Dabei zeigt sich, dass für den Erfolg einige Faktoren unerlässlich sind:

  • Behandlung durch erfahrenen und spezialisierten Liposuktionschirurgen
  • Behandlung mit spezieller maximal gewebeschonender Operationstechnik (Tumeszenz- bzw. Super-Tumeszenz-Technik, Vibrationskanülen, eventuell Kombination mit Laserlipolyse)
  • Absaugung streng in Körperlängsachse
  • Berücksichtigung ästhetischer Aspekte 

Auf diese Weise kann das Krankheitsbild mit gutem medizinischen und ästhetischen Erfolg durch eine bzw. meist mehrere Liposuktionen behandelt werden.

Behandlungsdauer
3 bis 4 h für ein Behandlungsareal.
Je nach Ausprägung sind mehrere Eingriffe notwendig

Ausfallzeit
Bei körperlich anstrengender Tätigkeit und/oder viel Stehen eine Woche, sitzende Tätigkeiten ein bis zwei Tage.

Sport
Vorsichtige Bewegung (Spazierengehen) bereits am Behandlungstag, dann allmähliche Steigerung. Volles Sportprogramm nach ca. 2 Wochen.

Kosten
3.000 bis 6.000 Euro je Sitzung, abhängig von Umfang und Lokalisation. Hierin enthalten Kosten für Mieder, Blutentnahme, Vor- und Nachuntersuchungen, OP-Verbrauchsmaterialien und OP-Nutzung.

Lipödem – Fragen und Antworten

Wofür wird die Liposuktion bei Lipödem/Lipolymphödem eingesetzt?

Je nach Ausprägung werden verschiedenen Stadien und Typen unterschieden.

Bei Typ 1 sind Becken, Gesäß und Hüfte betroffen, bei Typ 2 Gesäß und Oberschenkel. Am häufigsten findet sich Typ 3 mit Beteiligung des ganzen Beines von Gesäß bis Sprunggelenk. Wenn auch die Arme betroffen sind, spricht man von Typ 4. Weniger häufig ist isoliert der Unterschenkel betroffen (Typ 5).

Der Schweregrad wird wie folgt festgelegt:

  1. Glatte Haut, vermehrtes Unterhautfettegewebe
  2. Unebene Hautoberfläche, knotiges Fettgewebe
  3. Schwere Konturdeformitäten
  4. Kombination mit sekundärem Lymphödem

Idealerweise sollte man nicht zu lange mit der Behandlung warten, da bei bereits eingetretener Ödem-Neigung die Operation schmerzhafter und komplizierter ist.

Die besten Resultate erzielt man bei einer Liposuktionstherapie im Stadium 1 und 2.

Hier kann schonend das vermehrte Fettgewebe entfernt werden, um ein Fortschreiten der Erkrankung zu verhindern.

Wie ist der Behandlungsablauf?

In einem ausführlichen Vorgespräch mit anschließender Untersuchung wird geklärt, ob das Verfahren für den vorliegenden Befund geeignet ist und mit welchem Outcome gerechnet werden kann. Es wird festgelegt, wie viele Sitzungen zum Erreichen des optimalen Ergebnisses nötig sind.

Die Liposuktion wird als ambulanter Eingriff in örtlicher Betäubung (Tumeszenz-Lokalanästhesie) durchgeführt. Eine Kombination mit leichtem Dämmerschlaf ist möglich.

Direkt vor dem Eingriff wird das Behandlungsareal nochmals eingezeichnet, dann die Tumeszenz Betäubung eingebracht. Nach kurzer Einwirkzeit kann mit millimeterfeinen Kanülen das Fettgewebe vorsichtig abgesaugt werden.

Durch Einsatz von Vibrationskanülen erfolgt dies besonders schonend in spezieller Technik zur Schonung der Lymphbahnen.

Nach dem Eingriff sollte für 5 bis 7 Tage ein zuvor angepasstes Kompressionsmieder tags und nachts getragen werden. Anschließend dann nach individuellem Befund.

Wann kann man Ergebnisse sehen?

Nach Rückgang der anfänglichen Schwellung kann man ab der vierten Woche nach eingriff die neue Form sehen.

Schmerzen und Schwellneigung nehmen über die nächsten Monate ab, nach ungefähr 6 Monaten hat man da endgültige Ergebnis erreicht.

Was sind mögliche Nebenwirkungen und wie lange ist die Downtime?

Die häufigste Nebenwirkung sind Blutergüsse, auch eine leichte postoperative Schwellung ist möglich.

Aus den kleinen Inzisionsstellen für die Absaugkanüle tritt in den ersten Tagen noch etwas Flüssigkeit, die in kleinen Beutelchen gefangen wird.

Bewegung in Form von Spazierengehen ist bereits am OP Tag erlaubt und erwünscht.

Längeres Sitzen und Sehen sollte man für 1 Woche, größere körperliche Anstrengungen für 2 Wochen vermeiden.

Wie sicher ist das Verfahren?

Die Liposuktion in Tumeszenz-Lokalanästhesie ist ein sehr sicheres Verfahren.

Nebenwirkungen einer Vollnarkose entfallen.

Eine rasche Mobilisierung verhindert das Auftreten von Thrombosen.

Sehr entscheidend ist eine perfekte Operationstechnik, um die Lymphbahnen zu erhalten.